Theo Prosel

Mein Großvater Theo Prosel
4. Mai 1889 – 13. Januar 1955

Mein Großvater, der Schriftsteller und Kabarettist Theo Prosel wurde 1935 Wirt der Künstlerkneipe „Simplicissimus“ in der Türkenstraße in München. Ab 1941 war er Inhaber dieses legendären Kabaretts, bis es 1944 durch Fliegerbomben zerstört wurde. Unter seiner Leitung wurde der “Simpl” eine der bedeutendsten deutschen Kleinkunstbühnen. Er setzte die Tradition des literarischen Kabaretts der großen Kathi Kobus fort, die den Simpl 1903 gegründet hatte. In den wiederaufgebauten Räumen an der Türkenstraße, die nun “Alter Simpl” heißen, gibt es kein Kabarett mehr. Bilder an den Wänden und die Gedenktafel am Eingang erinnern noch heute an diesen Teil Münchner Stadtgeschichte.

Nach dem Krieg eröffnete mein Großvater 1946 am Platzl den “Neuen Simpl”, aber nach der Währungsreform blieben die Gäste aus und er musste 1950 Konkurs anmelden.

Mein Opa war sehr abergläubisch. Vor allem mit der Zahl 13 verband er großes Unglück. Als wir an Weihnachten 1954 bei Tante Marie zu Gast waren, zählten wir 13 Personen am Tisch. Meinem Großvater fiel dies sofort auf und so musste ich mich, als Jüngste, an einen anderen Tisch setzen. Geholfen hat es jedoch nichts. Denn 28 Tage später, am 13. Januar 1955, verstarb mein Großvater nach einem Blutsturz im Alter von nur 65 Jahren in den Armen des damaligen Faschingsprinzen der Narhalla, Fritz Gleich. Genau ein Jahr vorher, am 13. Januar 1954, war Theos Freund Adolf Gondrell verstorben. Gondrells Mutter, Frau Grell, sagte damals zum Tod von Theo: „Ja, ja, der Adi hat ihn geholt!“

Mein Großvater Theo Prosel hatte sich bis zu seinem Tod einen solchen Namen gemacht, dass ihm die Stadt München eine Straße in Schwabing, den „Theo-Prosel-Weg“, widmete. Er führt von der Elisabethstraße zur Kathi-Kobus-Straße.

Auf der Homepage theo-prosel.de hat meine Tochter Barbara das Leben und Wirken ihres Urgroßvaters liebevoll zusammengestellt. Auch in Wikipedia gibt es eine Seite über ihn.

Mein Großvater schrieb u.a. den Text des Liedes „I hab die schönen Maderln net erfunden“, das zu einem Evergreen wurde und heute noch gesungen wird, zum Beispiel von Andreas Gabalier und früher auch von Peter Alexander. Es entstand 1938 in der Künstlerkneipe “Simplicissimus”, kurz “Simpl” genannt. Unvergessen auch sein Lied: „Für mi is München a kleins Paradies“. Außerdem spielte er in zwei Filmen mit: 1939 in „Der ungetreue Eckehart“ und 1954 in „Der Ochse von Kulm“.

Seine Frau, meine Großmutter Julia Prosel, war Opernsängerin (Koloratursopran) mit einer begnadeten Stimme. Sie trat natürlich auch im „Simpl“ auf.

Zu Ehren meiner Großeltern Theo und Julia Prosel führten wir, ihre Nachkommen aus vier Generationen, 2008 eine Revue zur Münchner 850-Jahrfeier im Prinzregentgarten auf: „Der Simpl-Goethe und die Nachtigall„. Es wirkten mit: Meine Mutter Theodora (Dorli) Diehl, meine Schwester Karin Lehndorfer, die Tochter meiner Schwester Heida Lehndorfer und ihre Enkelinnen Svenja und Stephanie Heise, mein Sohn Florian Kirner (Prinz Chaos II.), mein Mann Dr. Peter Bammes und ich. Wir schlugen eine literarisch-musikalische Brücke aus der Simpl-Zeit in die Gegenwart. Neben unterschiedlichsten musikalischen Beiträgen aus unserem eigenen künstlerischen Schaffen führten wir Sketche und Chansons aus Simpl-Programmen von Theo Prosel auf. 2011 wiederholten wir die Revue im theater… und so fort.