Otto Siegfried Edmund Diehl
07.08.1891 in Hagenau im Elsass – 16.01.1988 in München
Mein Großonkel, Otto Siegfried Edmund Diehl, der bei uns nur „Onkel Edmund“ genannt wurde, war Homöopath, Dichter und Philosoph.
An ihn habe ich im Vergleich zu seinen Brüdern Albert (meinem Großvater) und Gustav die meisten Erinnerungen.
Seine Frau, unsere Tante Maria (geb. Wieber, 1912-2002) und er wohnten relativ nah bei uns in Laim und wir blieben auch später, als ich bereits verheiratet war, in Verbindung. Beiden wurde ein langes Leben geschenkt, Onkel Edmund wurde 96 Jahre alt, Tante Maria starb mit 90 Jahren.
Als Kind war ich tief beeindruckt von Onkel Edmunds Erzählungen, die mich zum Teil auch etwas ängstigten. Einmal hätte er seinen Astralleib vor sich hergehen sehen, ein anderes Mal soll seine verstorbene Mutter einen Topf am Herd verrückt haben. Er schenkte meinen Eltern und später auch mir immer wieder einmal eines seiner hochgeistigen Bücher, die wir alle aber meist nicht verstanden. Tante Maria verstand jedoch seine Werke, sie vergötterte ihn und gab posthum noch ein Buch mit seinen aufgeschriebenen Gedanken heraus. Sie nannte ihn übrigens nicht – wie wir – „Edmund“, für sie war er der „Siegfried“. Tante Maria hatte sich so sehr gewünscht, nach seinem Tod Verbindung mit ihm aufnehmen zu können, doch leider wurde ihr dieser Wunsch nicht erfüllt.
Zum 100. Geburtstag meines Großonkels erschien im Verlag „Der Karlsruher Bote“ das Buch „Der Liebe Unendlichkeit“ (ISBN 3-88256-308-7) mit über einhundert seiner Gedichte.
Darin wird wie folgt an ihn und sein Leben erinnert: „… Ein ihn in der Jugend tief beeindruckendes mystisches Erlebnis bestimmte ihn für die Laufbahn des Dichters. Nach Abitur und Schauspielschule wurde durch eine schwere Erkrankung sein Interesse für die Naturheilkunde geweckt, derem Studium er sich nach seiner Genesung neben Medizin intensiv widmete. 50 Jahre lang bis zu seinem 80. Lebensjahr war er als Homöopath tätig und konnte in all den Jahrzehnten vielen Menschen Heilung und Hilfe bringen. Doch nicht nur um das körperliche Wohl seiner Mitmenschen war er besorgt. Sein Denken und Handeln galt auch den Menschen mit ihren inneren Nöten und ihrer Orientierungslosigkeit. Schon früh setzte er sich mit den Problemen der Menschheit auseinander. Während er dem Geist Paracelsus nachspürte, erschloss sich ihm die Welt der Mystik, die seine philosophische Richtung bestimmte.
Aus dieser Geisteshaltung und Gottgläubigkeit heraus entsteht sein philosophisches Buch „Die Welt als Selbstschöpfung des Geistes“, das die Grundlage ist für sein Hauptwerk „Das biokosmische Zukunftsbild der Menschheit oder ihre Selbstvernichtung“. In diesen beiden Werken wendet er sich in leidenschaftlicher Form gegen den gedankenlosen Materialismus unserer Zeit und zeigt den Weg auf zu einer geistigen Erneuerung, die in einer Abkehr vom herrschenden Materialismus, von Fanatismus und Nationalismus und einer Hinwendung zur geistigen Lebensorientierung, hin zur Liebe in einem allumfassenden Sinn besteht. Nur so wird der Mensch die drohenden Katastrophen abwenden können.
Bedeutende Männer haben sich über sein Werk anerkennend ausgesprochen. Carl Jakob Burckhardt äußerte sich darüber: „Mit dem Ausdruck seiner tiefen Erkenntlichkeit für das Geschenk einer großen kämpferischen Abrechnung in Form einers dichterischen Manifestes – -„
Auch Diehls Gedichte sind von Weisheit, Menschlichkeit und großer Einfühlsamkeit geprägt. Der elsässische Landsmann und Dichter Henri Redlsperger schrieb darüber: „Wie die meisterhafte Sprache eines reifen Goethe sprechen mich diese Gedichte an.“ Sie sind die Frucht eines sinnerfüllten, tiefen, jeder Oberflächlichkeit abholden Lebens. „Der Karlsruher Bote“ hat ca. 500 Gedichte veröffentlicht, und Kurt Rüdiger spricht von einem unserer besten, menschlichen Weisen. Er war seiner Zeit voraus und wurde deshalb nur von wenigen verstanden.„
Seinen Nachlass vermachte Tante Maria der Monacensia im Hildebrandhaus in München.
Von Otto Siegfried Diehl, unserem „Onkel Edmund“ sind mir 19 Bücher bekannt, die er verfasst hat. 13 davon (siehe unten) wurden meiner Familie und mir von ihm und später von Tante Maria immer wieder einmal zu Geburtstagen geschenkt. Wenn ich auch nach wie vor vieles nicht verstehe, ich halte seine Werke in Ehren.