Meine Omi, Lina Diehl

Meine Großmutter väterlicherseits:

Lina Diehl, geb. Schmitt

28.07.1888 in München – 15.12.1962 in München

Zu ihrem Vornamen gibt es eine kuriose Geschichte:

Nach ihrer Geburt sollte sie angemeldet werden. Beim Standesamt erledigte dies ihr Vater und bei der Kirche machte dies ihre Mutter. Als beide sagten, dass das Kind „Lina“ heißen soll, erklärte man ihnen, dass das kein Name sei. „Ja, wie soll das Mädchen jetzt heißen?“ Der Vater sagte wohl „Apollonia“ und die Mutter „Karolina“. Erst bei der Heirat meiner Omi stellte sich heraus, dass sie als „Apollonia“ standesamtlich geführt wurde. Aber sie und meine Familie waren immer davon ausgegangen, dass sie „Karolina“ heißt, deswegen ist dies auch mein zweiter Vorname geworden.

Meine Großeltern trennten sich leider, als mein Vater noch ein Kind war. Er verließ meine Omi wegen einer anderen Frau, mit der er bis zu seinem Tod zusammenlebte.

Meine Omi Lina Diehl prägte meine Kindheit. Sie wohnte mit meinen Eltern, meiner Schwester Karin, ihrer Schwester Elisabeth „Lisi“ Schmitt und mit mir in München-Laim in einem kleinen Reiheneckhäusl. Das Haus stand – und steht heute noch – Ecke Gunzenlehstraße in der dortigen Kleinhauskolonie, die 1911 vom Architekten Theodor Fischer erbaut worden war. Von Beruf war meine Omi übrigens Schneiderin. Sie nähte ein Leben lang für ihre Schwester Lisi die Kleider, denn Lisi hatte einen Buckel und konnte von der Stange nichts tragen. Noch heute erinnere ich mich gerne an meine Kindheit in der Großfamilie in der Joergstraße 56.

Am 15.12.1962 um 14.55 Uhr starb meine liebe Omi im Alter von 74 Jahren. Am Montag hatte sie sich hingelegt, am Samstagnachmittag war sie tot. Ich hatte nicht gewusst, dass sie Krebs hatte. Als mir bewusst geworden war, dass meine Omi soeben für immer eingeschlafen war, rannte ich los zur Evangelischen Kirche in Laim, da meine Omi evangelisch war. Ich wollte unbedingt einen Pfarrer, der zur Letzten Ölung kommt. Ich war katholisch und zu dieser Zeit noch sehr in meinem Glauben und in der Kirche verwurzelt. So schnell es ging, stapfte ich durch den hohen Schnee und kam tränenüberströmt bei der Paul- Gerhardt-Kirche an. Als man mir sagte, dass eine Letzte Ölung in der Evangelischen Kirche nicht üblich sei, brach für mich eine Welt zusammen. Meine liebe Omi musste nun ohne den kirchlichen Segen diese Welt verlassen.