Walther Diehl, Goldene Hochzeit

Mein Vater Walther Diehl

07.05.1920 in München – 31.05.1994 in München

Mein Vater Walther Siegfried Diehl war deutscher Schriftsteller, Journalist und Schauspieler.  Als Schlagertexter veröffentlichte er seine Lieder unter dem Pseudonym „Siegfried Walter“.

Leben und Wirken
Walther Diehl war der Sohn des Architekten Albert Diehl und der Schneiderin Apollonia Diehl, geb. Schmitt. Er wuchs in Münchens Maxvorstadt auf und besuchte die Gisela-Oberrealschule. In der Staatlichen Schauspielschule und anschließend bei Staatsschauspieler Konstantin Delcroix nahm er Schauspielunterricht und schloss 1940 mit der Prüfung zum Staatlich geprüften Schauspieler ab.

Im Zweiten Weltkrieg war er als Schauspieler zunächst vom Wehrdienst freigestellt und hatte ein Engagement an der Mainfränkischen Gaubühne. Als Goebbels den totalen Krieg ausrief, wurde er eingezogen. Bei den Nebelwerfern traf er in der Lüneburger Heide auf die Opernsänger Rudolf Schock und Franz Klarwein. Mit Klarwein verband ihn eine lebenslange Freundschaft. In den 1950er Jahren absolvierte mein Vater am Werbefachlichen Institut in Abendkursen eine Ausbildung zum Werbefachmann.

Walther Diehl war bis zu seinem Tod über 50 Jahre mit meiner Mutter Theodora „Dorli“ Diehl, der Tochter des Dichters, Kabarettisten und ehemaligen Wirts der Künstlerkneipe Simplicissimus Theo Prosel verheiratet. Die beiden bekamen zwei Töchter, 1941 meine Schwester Karin und 1946 mich. Sie gaben mir den Vornamen „Gabriele“. Mein Vater Walther Diehl starb am 31. Mai 1994 kurz nach seinem 74. Geburtstag. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Friedhof Obermenzing in München. Sein Enkel Florian Kirner alias „Prinz Chaos II.“ hat von meinem Vater und von seinem Großvater mütterlicherseits Theo Prosel die schriftstellerischen Begabungen geerbt. Von Dezember 1987 bis zu seinem Tod im Mai 1994 war Walther Diehl Leiter des „Künstlerkreises 83 München-Pasing“.

Schauspieler
Nach dem Krieg spielte mein Vater wieder Theater, unter anderem im „Neuen Simpl“ am Platzl und im “Jungen Theater“ sowie in „Der Parasit“, „Der Traum von Wassilikowa“ und den Johannes im „Apostelspiel“ mit der damals 14-jährigen Christa Berndl. Er spielte über 50 Mal den Mammon in Oskar Webers „Der bayerische Jedermann“, später bekam er ein Engagement beim Stadttheater Augsburg, wo er in „Zeit zu reden, Zeit zu schweigen“ von Herbert Rosendorfer die Rolle des Kardinal Faulhaber und eines Tölzer Bauern spielte. Walther Diehl war auch in der BR-Fernsehserie Löwengrube, 1990 im TV-Film „Ein anderer Liebhaber“ und 1991 im TV-Film „Wer Knecht ist, soll Knecht bleiben“ zu sehen. 1993 spielte er im Film „Ludwig 1881“ den Hoffotografen Albert. In „Nachtasyl – Szenen aus der Tiefe“ von Maxim Gorki stellte er in einer Produktion der Gemeinde Germering 1990 den Bubnow dar.

Autor katholischer Messen, Oratorien und Volksdramen
Mein Vater Walther Diehl schrieb die Texte für vier katholische Messen in bayerischer Mundart für Dreigesang und Stubnmusi, darunter die „St. Wolfgang-Messe“ (Musik: Theo Möhrens) und die „Münchner Musikantenmesse zu Ehren der Hl. Cäcilia“ (Musik: Theo Möhrens, im Auftrag des Kulturreferats der Stadt München), uraufgeführt am 21.11.1982 in der Heiliggeistkirche in München anlässlich des Cäcilienfestes der Münchner Volksmusikanten. Walther Diehls Passionsoratorium im alpenländischen Volkston „Oaner geht um im Land“ (Musik: Wilhelm Keller) wurde 1984 beim Münchner Katholikentag uraufgeführt und seitdem über 50 Mal gespielt. Sein Oratorium „Godolias“ (Musik: Wilhelm Keller) wurde in Kötzting zum ersten Mal aufgeführt.

Im Schlosshof von Schloss Burgrain wurde sein zuletzt geschriebenes Oratorium „Treib’ mas’ nei ins Haberfeld“ (Musik: Fritz Köll) uraufgeführt. Die Uraufführung seines musikalischen Volksdramas „Der Brentan“ (Musik: Hans Posegga) am 8. Dezember 1996 in der Stadthalle Germering erlebte mein Vater leider nicht mehr. Ohne Musik wurde „Der Brentan“ unter dem Titel „Der bairische Hiasl – Volksdrama über Matthias Klostermayr“ im August 2010 vom Rassoburg-Theater Grafrath e.V. unter der Regie von Günter Mayr im Freilufttheater Jexhof des Bauernhofmuseum des Landkreises Fürstenfeldbruck uraufgeführt.

Schriftsteller und Journalist
Von 1973 bis zu seiner Pensionierung arbeitete mein Vater Walther Diehl als Redakteur beim „Münchner Stadtanzeiger“ der Süddeutschen Zeitung, schrieb aber auch für die „Münchner Palette“, den ehemaligen „Würmtalboten“ und für den Bayerischen Rundfunk die Sendung „Bröselmeier und Rübsam“.

1989 erschien Walther Diehls Buch über die Geschichte der Künstlerkneipe Simplicissimus. 2008 wurde es anlässlich des 850. Geburtstags der Stadt München mit einem Vorwort von Konstantin Wecker im „München Verlag“ neu aufgelegt.

Unter dem Pseudonym „Siegfried Walter“ textete mein Vater auch Schlager, unter anderem „Fahr nicht schneller, als Dein Schutzengel fliegt“ (gesungen von Inge und Maria, und das Wienerlied „I hab a Geld in Aussicht“ (Text: Huber/Walter)

Eine Aufstellung über seine Werke ist hier auf Wikipedia zu finden.